Die Frankenhöhe kennt mehrere Schlossberge. Auch wenn nicht immer ein erhaltenes Schloss, oder wie in Nordenberg, eine Burgruine namengebend ist, so finden sich doch stets im Gelände Hinweise auf vor- oder frühgeschichtliche Wehranlagen, z.B. Abschnittswälle oder -gräben. Oft heißt die entsprechende Flur „Altes Schloss“. Ein umfangreiches System derartiger Bodendenkmäler findet sich auch auf dem Burgbernheimer Schlossberg. Dieser erstreckt sich in 490m Höhe etwa 2 km westlich Burgbernheims am Nordwestrand der Frankenhöhe. Das vom Blasensandstein gebildete Plateau ist lediglich im Südosten auf etwa 500 m Länge ungeschützt mit dem Rumpf der Frankenhöhe verbunden, nach allen anderen Seiten fällt es steil ab, ein leicht zu schützendes Rückzugsgebiet in Zeiten der Gefahr.
Bodenfunde aus Keramik und Silex (Feuerstein) von verschiedenen Stellen des Plateaus belegen menschliche Anwesenheit seit dem Neolithikum, vielleicht schon seit dem Mesolithikum. Scherben, die man in den 1950er Jahren im westlichen Bereich des Plateaus fand, wurden vom Germanischen Nationalmuseum als „wohl bronzezeitlich, vielleicht sogar steinzeitlich“ eingestuft [1]. Jungsteinzeitlich sind zwei 2007/2008 gefundene sogenannte Spitznackenbeile aus Amphibolith (Hornblendeschiefer) einzuordnen [2]. Keramikscherben, vom Finder [3] vorsichtig als „metallzeitlich“ eingestuft, kamen 1990 im westlichen Bereich unter entwurzelten Bäumen ans Tageslicht. Weitere Keramikscherben [4] werden der Urnenfelderzeit (13.- 9. Jahrhundert v.Chr.) zugeordnet, der Epoche, in der auch der in Sichtweite liegende Bullenheimer Berg befestigt wurde. All diese Funde lassen auf eine vorgeschichtliche Höhensiedlung schließen.
Neben den bekannten Wällen ist auf der LIDAR-Aufnahme ein 435 m langer Doppelwall zu erkennen, der das Plateau nach Süden schützt. Dieser scheint sich im Westen an der Hangkante als einfacher Wall fortzusetzen, möglicherweise als Ringwall, von dem allerdings am Boden, oberhalb des Steilabfalls, kaum etwas zu erkennen ist.
Seit langem sind zwei im Abstand von 400 m in Nord-Südrichtung verlaufende Abschnittswälle bekannt. Während der westliche, weitgehend aus Erde bestehende Wall (W1) bereits stark eingeebnet und am Boden nur schwer erkennbar ist, fällt der östliche (W2) mit etwa 1 bis 1,5 Meter Höhe sofort ins Auge. Er besteht aus Erde und Steinen und ist mit viel Sand und verbranntem (verziegeltem) Lehm (Hüttenlehm) durchsetzt. Durch unkontrollierte Holzabfuhr ist er stellenweise stark zerstört. Die beiden Wälle entstanden sicher nicht zeitgleich, der östliche dürfte jünger sein. Ein ehemals vorgelagerter Graben ist zu vermuten. Mehr Klarheit könnte eine archäologische Grabung bringen. Mitte der 1950er Jahre wurden dem östlichen Wall entnommene Gesteinsbrocken begutachtet. Die Verfärbungen sind demnach durch Brand entstanden [5]. Ein unbeabsichtigter Aufschluss dieses Walls bei Waldarbeiten im Jahr 2001 brachte größere Mengen Brandlehm, d.h. durch Hitzeeinwirkung veränderten Lehm, zum Vorschein (Abb. 3). Deutliche Holzabdrücke lassen auf eine Konstruktion aus Holz mit Erdhinterfüllung schließen (Palisaden), die durch Brand zerstört wurde.
Die LIDAR- Aufnahme (Abb.1) lässt am
Hang nordwestlich des Teufelshäuschens ein imposantes, von Nordosten — nicht
nur von Burgbernheim — heraufführendes Hohlwegesystem erkennen, das sich auf
dem Plateau fächerförmig, z.T. nach Westen, Richtung archäologische Zone, z.T. nach Süden verläuft und auf regen Verkehr schließen lässt. (Die
nach Süden abbiegenden Trassen sind weiter südlich mehrfach wieder zu finden
und lassen auf einen Fernweg schließen). An der Oberkante des Hohlwegs endende
Spuren älterer Wege wurden von den länger genutzten, tiefer eingekerbten
Wegen abgeschnitten — geköpft!
Nicht zuletzt aufgrund seines Namens wird der Schlossberg immer wieder mit dem im Jahr 1000 zweimal urkundlich erwähnten Castellum Berenheim [6] in Verbindung gebracht, auch von dem Historiker Wilhelm Störmer [7]. Martin Held, der seit vielen Jahren Altwege auf der Frankenhöhe erforscht, sieht einen Zusammenhang zwischen dem erwähnten, von Osten heraufführenden Wegesystem und dem Castellum [8]. Doch der Name Schlossberg ist relativ neuzeitlich. Auf dem Urkatasterplan aus dem frühen 19. Jh. heißt die Waldabteilung „Alte Wette“ (Alte Weth = Feuchtgebiet). Wenn man nicht gerade Spuren einer spätmittelalterlichen Ritterburg sucht und berücksichtigt, dass Wehranlagen des 10./11. Jahrhunderts „eher die Tradition vor- und frühgeschichtlicher Bergbefestigungen fortgesetzt haben“ [9], so kann der Schlossberg durchaus infrage kommen. Dagegen spricht das völlige Fehlen mittelalterlicher Funde. Unhaltbar sind Berichte der älteren Burgbernheimer Chroniken (Heimatbuch), in denen die Rede von dem „Bergschloss auf dem Schlossberg“ ist, eine Legende, die auf den Burgbernheimer Chronisten Superintendent Marcus Friedrich Schmidt (Mitte 18. Jh.) zurückgeht. Er bezieht sich auf eine inzwischen als gefälscht erkannte – Urkunde Kaiser Lothars III. von 1128, der zufolge Burgbernheim im Jahr 171 n. Chr. durch den römischen Kaiser Mark Aurel gegründet wurde. Wohl in Kenntnis der Wälle lässt er seiner Fantasie freien Lauf und kombiniert, dass damals „auf dem hohen Berg, ohnweit vom Wildbad nordwärts“ ein Turm wider die Quaden und Markomannen errichtete wurde, der, wie in Nürnberg, später zur Burg bzw. einem Schloss erweitert wurde. Dieses sei im Städtekrieg 1381 von den Rothenburgern zerstört und 1388 von den Windsheimern „rasiert“ worden, wieder aufgebaut und im Markgrafenkrieg 1553 endgültig zerstört worden. Schmidts Bezeichnung lässt erkennen, dass ihm der Name Schlossberg nicht bekannt war. Außer den o.g. (vor-, bzw. frühgeschichtlichen) Wällen gibt es am Schlossberg keine Spuren oder Funde, die auf eine mittelalterliche Wehranlage hinweisen. Als Standort des Castellums kommt auch der Abhang des Kapellenbergs infrage, wo später die Kirchenburg entstand. Archivalischen Quellen zufolge soll dort ein „Schlösslein“ gestanden haben.
[1]
Bay. Landesamt für Denkmalpflege (BLFD): Ortsakte Burgbernheim. Veranlasst
durch Oberlehrer Mauer aus Bamberg, damals Gast des Kneippsanatoriums im Wildbad
[2]
Finder: Horst Brehm, Rothenburg o.T. Auf die Urnenfelderzeit weisen ebenso die
Ausgrabungsbefunde des BLfD bei Marktbergel 2006/2008 hin
[3]
Finder: Dr. Werner Scharff, Rothenburg. Er stuft die Funde als
"metallzeitlich" ein
[4]
wie [2]
[5]
wie [1]
[6]
MGH DD O III 352 (1. Jan. 1000): Kaiser Otto III. entscheidet in einem
Rechtsstreit: Der Würzburger Kirche soll "castellum et villa Berenheim"
verbleiben
MGH
DD O III 358 (1. Mai 1000): Der Kaiser schenkt dem Würzburger Bischof den
Wildbann im Forst, der zum castellum Berenheim und der villa Leutershausen
gehört. Die Urkunde enthält die vielzitierte Grenzbeschreibung des Königsforstes
Bernheim
[7]
Wilhelm Störmer, Der Raum Marktbergel - Windsheim im Frühen Mittelalter,
ZBLG 1962, Bd. 25, Heft 2
[8] Martin Held, Verkehrsplanung im Frühmittelalter, Jahrb. f. Fränk. Landesforschung Bd 75 (2015)
[9]
Emmerich, Landesburgen in Ottonischer Zeit, Mainfränk. Jb. 1964