Der Langskeller ist die letzte erhaltene Kellerwirtschaft, wobei der
Begriff Keller auf die unterirdischen, einst zwölf Felsenkeller
verweist, die von den hiesigen Bierbrauern zur Lagerung des Sommerbieres
tief in den hier 12 bis 13 Meter mächtigen Schilfsandstein gegraben
wurden. Ohne Maschineneinsatz führten billige Arbeitskräfte im Tag- oder
Wochenlohn diese mühsame Arbeit aus.
Nur von den beiden zuletzt gegrabenen Kellern südlich der Steige ist die
Entstehungszeit - 1811 und 1824 - bekannt (siehe unten).
Die früheste Erwähnung eines Felsenkellers in den Burgbernheimer Akten
stammt aus dem Jahr 1735, er gehörte dem Lammswirt Kettler (heute
Marktplatz 5).
Ihre Lage ist in dem Katasterplan (Bild 1) zu erkennen. Zehn befanden
sich in der sogenannten Felsenkellerschlucht hinter dem Langskeller,
davon vier auf der Nord-, sechs auf der Südseite.
Über die Kellerbesitzer informiert der Urkataster von 1835, wo stets
vermerkt ist: "Ohne Anspruch auf die darüber liegende Fläche". Wir
ergänzen die heutige Adresse.
Bild 1: Lage der Felsenkeller (Ausschnitt aus dem Katasterplan.)
Im Entwurf zu diesem Schreiben steht die weise Empfehlung:
"Die Bierbrauer sollten bei ihren beisammen liegenden Felsenkellern
gemeinschaftlich bessere Einrichtung als Henninger errichten, evtl. am Waldrand
am Hang, und wer das bessere Bier ausschenkt, würde das Geschäft machen."Über
die Anfänge der Bewirtschaftung des Langskellers informiert folgender
Schriftwechsel:
17. April 1866 Bierbrauer Gg. Doeller (von 1856-1876 auf dem Anwesen
Lang, Gasthaus und Brauerei zum Stern, Rodgasse 1) an den Magistrat: "Ich
beabsichtige auf meinem Felsenkeller eine Sommerwirtschaft zu betreiben und zur
Aufbewahrung der Schenkgeräthe ein entsprechendes Lokal von geringem Umfange am
Saum des Gemeindewaldes gegen den Bahnhof herzustellen." Eine Woche später
ergänzt er "Bekanntlich sind die sämtlichen hiesigen Bierbrauer und Wirthe
begünstigt, auf ihren Felsenkellern die Sommerwirtschaft auszuüben ..." Der Bau
wird gegen eine jährliche Pacht von 40 Gulden genehmigt, die der Bierbrauer
erfolgreich auf 20 Gulden herunterhandelt. Nun kommt Protest auf: Wildbadpächter
Leidig fürchtet die Konkurrenz, seine Wirtschaft leide bereits durch die
Bahnhofswirtschaft. Auch die anderen Kellerbesitzer planen eine gemeinsame
Kellerwirtschaft, können sich aber offensichtlich nicht einigen.
Weiteren Streit löst die Vergrößerung des Langschen Felsenkellers aus.
Am 15. Januar 1878 zeigt Hirschenwirt und Bierbrauer Peter Ratz dem Magistrat
an: "Der Bierbrauer Friedrich Lang, welcher bekanntlich seine Felsenkeller neben
dem meinigen liegen hat, ist gegenwärtig im Begriffe, seinen Keller nach links
zu vergrößern und durchquert ... [meinen] Keller." Weil die Felsstruktur eine
Verlängerung geradeaus nicht erlaubte, hat Lang seinen Keller rechtwinklig nach
links verlängert. Am 26. Nov. 1880 schreibt Lang: "Schon mein Vater hat in den
Jahren 1856 - 57 den jetzt in meinem Besitz befindlichen Keller um ca. 30 bis 36
Fuß verlängert."
Nun wollen auch die anderen Kellerbesitzer verlängern. Maurermeister
Michael Hoffmann fertigt einen Situationsplan mit Iststand und
Erweiterungsmöglichkeiten (s. Bild 2).
Der
Plan zeigt, wie es im Felsgestein auf der Nordseite aussah.
Von rechts: Nr. 1, Keller des Herrn Lang: nach einem 34 m langen geraden
Gang schließt rechtwinklig ein 27 m langer Quergang an, in dessen Verlängerung
ein schräg nach hinten gehender Gang den Vermerk trägt: "kann neu gegraben
werden".
Nr. 2, Keller des Herrn Ratz (Hirschenwirt) mit mehreren
Seitengängen.
Nr. 3. Keller des Herrn Gundel (Sonnenwirt) und schließlich Nr. 4.
Keller des Herrn Mayer (Roßwirt). Die Quergänge am Ende tragen alle wie bei
Keller 1 den Vermerk "kann neu gegraben werden". Der Eingang zu letzterem liegt
einige Meter höher als die anderen.
Über die Keller auf der gegenüberliegenden Seite gibt es keine Pläne.
1912 berichtet das Protokollbuch des Verschönerungsvereins: "Wege und
Staffeln machen am Dietz- und Henningerskeller, Weg vom Langs- zum Dietzkeller".
(Der Dietzkeller hat die Nr. 10 und war vermutlich der unterste auf der
Südseite.) Weiter: Am 26.6.12 hielt der Gastwirtsvereins Ansbach im Dietz-Keller
ein Kellerfest mit Konzert der Kapelle Hartner.
Mit dem Ende der Brauereien im 1. Weltkrieg kam auch das Ende der
meisten Felsenkeller.
Am 17. Januar 1923 erklärt Gastwirt Konrad Dietz: "Ich verzichte hiemit
auf das Recht meines Felsenkellers ..."
Doch am 23. Mai 1929 erklärt Fritz Lang: ... "daß ich den
Felsenkeller, der nachweisbar seit 1849 und vielleicht noch länger von meinem
Hause betrieben wird, unter den bisherigen Bedingungen behalte und durch mein
Personal bewirtschafte."
Erhalten blieben die Keller Nr. 1, 2, 11 und 12. Sie dienten im April
1945, als die Amerikaner einrückten und Kampfhandlungen zu befürchten waren,
der Bevölkerung als Schutzräume, teilweise gleichzeitig der Wehrmacht als
Gefechtsstände.
Neben dem Langskeller wurden die Keller 11 (Fischer) und 12 (Henninger)
noch einige Jahrzehnte nach Kriegsende bewirtschaftet.
Keller 2 wurde zuletzt vom Obst- und Gartenbauverein zur Obstlagerung
genutzt und ist heute, wie Keller 3 Fledermausreservat. Die übrigen Keller
verfielen rasch, dienten als Steinbruch, bis sie verschlossen wurden.
Quellen: Stadtarchiv Burgbernheim, Registratur Ordner 91/913 und A
3163.