Seit 1921 Jahren bekommt Burgbernheim Strom vom
Fränkischen Überlandwerk bzw. dessen Nachfolger N-Ergie.
In Nürnberg hatte bereits 1882 der Elektropionier
Sigmund
Schuckert am Josephsplatz und in der Kaiserstraße die erste
dauerhafte elektrische Straßenbeleuchtung Deutschlands installiert.
Hinweise über die Anfänge in Burgbernheim finden sich
im Stadtarchiv:
Im Jahr 1907 wird die Elektrizitätswerk
Burgbernheim, Gesellschaft m. b. H. gegründet. Vorstand Melchior Riedel
wendet sich am 28. 3. 1907 an die Wohllöbliche Gemeindeverwaltung mit der
Bitte um Überlassung eines Bauplatzes zur Erbauung eines Elektrizitätswerkes.
Dieses sollte unterhalb der Molkerei entstehen. (Anm.: Das war der damals noch
unbebaute Platz, auf dem 1921/22 das Postgebäude entstand, heute Windsheimer
Straße 3.) Das Gebäude für das E-Werk wird jedoch im gleichen Jahr auf einem von
Familie Albig erworbenen Grundstück in der Straizergasse erbaut. Es ist das
Gebäude, das 1949 als kath. St. Martinskirche geweiht wurde.
Über die technische Ausstattung zur
Gleichstromerzeugung informiert ein Verkaufsgutachten der Landesgewerbeanstalt
im Jahr 1921:
1 liegender Dieselmotor 25 PS, 180 UpM., Fabrikat
Bachmann, Ansbach.
1 stehender Dieselmotor, 30 PS 190 UpM., Fabrikat
Riedinger-Augsburg.
1 Dynamomaschine 19 kW, 115 Volt, 165 A, 1080 Upm. ,
Fabrikat Bergmann & Co, mit Stufenscheibe und
Spannschiene.
1 Zusatzmaschine 6 kW, 15/50 Volt, 120 A, 1360 Upm.,
gleiche Firma, mit Riemenscheibe und Spannschienen.
1 Dynamomaschine 20 kW, 115 Volt, 174 A, 950 UpM.,
Fa. Felten Guillaume Lahmeyerwerke.
1 Zusatzmaschine 5,5 kW, 15/50 Volt, 110 A, 1425 UpM.
mit Riemenscheibe und Spannschienen, gleiche
Firma.
Dazu eine Batterie mit 64 Doppelelementen, Kapazität
540 Ah, 180 A Entladestrom.
Verkaufspreis (1921) zusammen 43000 Mark.
Anm.: Die Batterie sollte Lastspitzen ausgleichen und
Ausfälle der Dieselmotoren überbrücken, sie wurde von den genannten
Zusatzmaschinen geladen.
Zuständig für den Betrieb der Anlage ist Georg Assel
(Gründer der Fa. Elektro-Assel, 1923).
Als Erstes wird die Herstellung einer
Straßenbeleuchtung in Angriff genommen.
Der erste Kostenanschlag der Fa. Müller, Hersbruck
vom Juli 1907 umfasst 40 Glühlampen, die teils halb-, teils ganznächtig
betrieben werden sollten, 37 Wandarme und 3 Straßenüberspannungen.
Bei einem Gesamtpreis von 2880 Mark sollte auch die
Beleuchtung des Rathauses mit 6 Lampen mit ausgeführt werden.
Gegen einen Mehrpreis von 110 M werden statt der
Kohlenfaden-Glühlampen moderne Osram-Metallfadenlampen angeboten.
Auf Wunsch der Lehrer Messelhäuser, Ruthel und Hupfer
bekommen auch die drei Schulhäuser Stromanschluss.
Die WZ berichtet: „Ein wahrer Sturm der Bewunderung brach los, als mit einem Schlage hunderte von farbigen elektrischen Lampen die feenhaft geschmückten Räume erhellten“.
Die von Fa. Müller ausgemalten
Zukunftsvisionen, elektrischer Kochtopf, elektrisches Bügeleisen, elektrischer
Zigarrenanzünder dürften bei manchen Zeitgenossen Unglauben ausgelöst haben.
Als erstes Privathaus bekommt im Dezember 1907 die
Bäckerei Emmert in der Windsheimerstraße (heute Mützel) elektrisches Licht
(Herstellungskosten: 26 Mark). Bald folgen weitere Hausanschlüsse.
Die „elektrische Birn“ liefert allgemeinen
Gesprächsstoff. Dennoch bleibt die Petroleumlampe in Reichweite: „wenn ein
Gewitter auf einmal nachts sämtliche Häuser und Straßen in „liebliches Duster“
legt (Hupfer, Heimatbuch).
Im Dez. 1908 will das Elektrizitätswerk
Burgbernheim den Strompreis für die Straßenbeleuchtung von 3 auf 5 Pfennige
pro hWh (Hektowattstunde = 0,1 kWh) erhöhen.
Man einigt sich auf eine Erhöhung von 3 auf 4
Pfennige.
Im Dez. 1911 wendet sich die
Elektrizitätsgesellschaft Burgbernheim an die Gemeinde:
„Nachdem die mittelfränkische Überlandzentrale in
nächster Nähe mit der Hauptstromleitung vorbeigeht, wäre für Burgbernheim die
beste Gelegenheit, einen günstigen Anschluss zu bewirken“. Es wird
vorgeschlagen, das E-Werk durch die Gemeinde an die Schuckertwerke zu verkaufen.
Im Juni 1913 wird die Elektrizitätsgesellschaft
Burgbernheim mit der Beleuchtung des Südbahnhofs beauftragt (Kosten: 1162 M).
Im August 1913 beantragt die
Elektrizitätsgesellschaft Burgbernheim die Erhöhung des Strompreises für die
Straßenbeleuchtung um 1 Pfennig pro Hektowattstunde. Begründung:
Starke Abnutzung der Batterie, aus welcher 9/10 des
Stroms bezogen wird.
Dem Antrag wird stattgegeben, Erhöhung von 4 auf 5
Pf. pro hWh (umgerechnet: 50 Pf/kWh).
Im Juni 1921 verkauft die Elektrizitätsgesellschaft
Burgbernheim ihr Grundstück, PlNr. 301, Elektrizitätswerk mit Benzinhäuschen und
Hofraum, Gebäude Haus Nr. 162c … mit sämtlichen Maschinen … an die Marktgemeinde
Burgbernheim zum Preis von 160000 Mark, davon 142000 Mark für die mitverkauften
beweglichen Gegenstände (Urkunde Notariat Windsheim).
1921 werden insgesamt 90 Haus- Lichtanschlüsse
gezählt, 175 Lichtzähler, 66 Kraftzähler (Gutachten LGA).
Im Juni 1921 wird beschlossen, das käuflich erworbene
Gleichstrom-Elektrizitätswerk an das Fränk. Überlandwerk anzuschließen und das
110 Volt Gleichstromortsnetz in ein 220/110 Volt Drehstromnetz umzubauen. Mit
dem Umbau wird das Technische Büro Würzburg der Siemens & Schuckert-Werke
beauftragt.
Der Anschluss soll an die bei Ottenhofen
vorbeiführende 20000 Volt-Hochspannungsleitung erfolgen. Voraussetzung ist der
Bau einer Transformatorstation am östlichen Ortsrand in der der Strom auf 210
Volt für Kraft- und 120 Volt für Lichtzwecke umgeformt wird. (Das
Transformatorhaus stand bis vor zwei Jahren am Ortsausgang an der Windsheimer
Straße und wurde nach 100 Jahren abgebrochen.)
Parallel dazu sollen die in den landwirtschaftlichen
Anwesen vorhandenen Gleichstrommotoren gegen solche für Drehstrombetrieb
ausgetauscht werden. Zur Diskussion stehen Motoren von 1,5 bis 5,5 PS. Die von
Assel angefertigte Liste ergibt einen Bedarf von 87 Stück.
Am 17. Dezember 1921 beginnt die Stromlieferung durch
das Überlandwerk, Vorgänger der N-Ergie AG. Erzeugt wurde der Strom im
Großkraftwerk Franken in Nürnberg-Gebersdorf .
Quelle: Stadtarchiv Burgbernheim, A4281, A4282.
Hermann Emmert