Nachdem er so mit den Odenwäldern, Neckartalern und Niederfranken
fertig geworden, pazifizierte der Truchseß durch Streifzüge, Verbrennung
ganzer Dörfer und zahllose Hinrichtungen die ganze Umgegend und zog dann
gegen Würzburg. Unterwegs erfuhr er, daß der zweite fränkische Haufe unter
Florian Geyer und Gregor von Burgbernheim bei Sulzdorf stand, und sofort
wandte er sich gegen diesen.
Florian Geyer, der seit dem vergeblichen
Sturm auf den Frauenberg hauptsächlich mit den Fürsten und Städten,
namentlich mit Rothenburg und dem Markgrafen Kasimir von Ansbach,
wegen ihres Beitritts zur Bauernverbrüderung unterhandelt hatte, wurde durch
die Nachricht der Königshofener Niederlage plötzlich abgerufen. Mit seinem
Haufen vereinigte sich der ansbachsche unter Gregor von Burgbernheim. Dieser
Haufe hatte sich erst neuerdings gebildet. Der Markgraf Kasimir hatte in
echt hohenzollerscher Weise den Bauernaufstand in seinem Gebiet teils durch
Versprechungen, teils durch drohende Truppenmassen im Schach zu halten
gewußt. Er hielt vollständige Neutralität gegen alle fremden Haufen, solange
sie keine ansbachschen Untertanen an sich zogen. Er suchte den Haß der
Bauern hauptsächlich auf die geistlichen Stifter zu lenken, durch deren
schließliche Konfiskation er sich zu bereichern gedachte. Dabei rüstete er
fortwährend und wartete die Ereignisse ab. Kaum war die Nachricht von der
Schlacht bei Böblingen eingetroffen, als er sofort die Feindseligkeiten
gegen seine rebellischen Bauern eröffnete, ihnen die Dörfer plünderte und
verbrannte und viele von ihnen hängen und niedermachen ließ. Die Bauern
jedoch zogen sich rasch zusammen und schlugen ihn, unter Gregor von
Burgbernheim, am 29. Mai bei Windsheim. Während sie ihn noch verfolgten,
erreichte sie der Ruf der bedrängten Odenwälder, und sofort wandten sie sich
nach Heidingsfeld und von dort mit Florian Geyer wieder nach Würzburg (2.
Juni). Hier ließen sie, stets ohne Nachricht von den Odenwäldern, 5.000
Bauern zurück und zogen mit 4.000 Mann - der Rest war auseinandergelaufen -
den übrigen nach. Durch falsche Nachrichten über den Ausfall der Schlacht
bei Königshofen sicher gemacht, wurden sie bei Sulzdorf vom Truchseß
überfallen und total geschlagen. Wie gewöhnlich richteten die Reiter und
Knechte des Truchsessen ein furchtbares Blutbad an. Florian Geyer hielt den
Rest seiner Schwarzen Schar, 600 Mann, zusammen und schlug sich durch nach
dem Dorf Ingolstadt. 200 Mann besetzten die Kirche und den Kirchhof, 400 das
Schloß. Die Pfälzer hatten ihn verfolgt, eine Kolonne von 1.200 Mann nahm
das Dorf und zündete die Kirche an; was nicht in den Flammen unterging,
wurde niedergemacht. Dann schossen die Pfälzer Bresche in die baufällige
Mauer des Schlosses und versuchten den Sturm. Zweimal von den Bauern, die
hinter einer inneren Mauer gedeckt standen, zurückgeschlagen, schossen sie
auch diese zweite Mauer zusammen und versuchten dann den dritten Sturm, der
auch gelang. Die Hälfte von Geyers Leuten wurde zusammengehauen; mit den
letzten zweihundert entkam er glücklich. Aber sein Zufluchtsort wurde schon
am nächsten Tage (Pfingstmontag) entdeckt; die Pfälzer umzingelten den Wald,
in dem er versteckt lag, und hieben den ganzen Haufen nieder. Nur 17
Gefangene wurden während dieser zwei Tage gemacht. Florian Geyer hatte sich
mit wenigen der Entschlossensten wieder durchgeschlagen und wandte
sich nun zu den Gaildorfern, die wieder an 7.000 Mann stark zusammengetreten
waren. Aber als er hinkam, fand er sie, infolge der niederschlagenden
Nachrichten von allen Seiten, größtenteils wieder aufgelöst. Er machte noch
den Versuch, die Versprengten in den Wäldern zu sammeln, wurde aber am 9.
Juni bei Hall von Truppen überrascht und fiel fechtend.
Der Truchseß, der
schon gleich nach dem Sieg von Königshofen den Belagerten auf dem Frauenberg
Nachricht gegeben hatte, rückte nun auf Würzburg. Der Rat verständigte sich
heimlich mit ihm, so daß das bündische Heer in der Nacht des 7. Juni die
Stadt nebst den darin befindlichen 5.000 Bauern umzingeln und am nächsten
Morgen in die vom Rat geöffneten Tore ohne Schwertstreich einziehen konnte.
Durch diesen Verrat der Würzburger "Ehrbarkeit" wurde der letzte fränkische
Bauernhaufe entwaffnet und sämtliche Führer gefangen. Der Truchseß ließ
sogleich 81 enthaupten. Hier in Würzburg trafen nun nacheinander die
verschiedenen fränkischen Fürsten ein; der Bischof von Würzburg selbst, der
von Bamberg und der Markgraf von Brandenburg-Ansbach. Die gnädigen Herren
verteilten unter sich die Rollen. Der Truchseß zog mit dem Bischof von
Bamberg, der jetzt sofort den mit seinen Bauern abgeschlossenen Vertrag
brach und sein Land den wütenden Mordbrennerhorden des bündischen Heeres
preisgab. Der Markgraf Kasimir verwüstete sein eigenes Land. Deiningen wurde
verbrannt; zahllose Dörfer wurden geplündert oder den Flammen preisgegeben;
dabei hielt der Markgraf in jeder Stadt ein Blutgericht ab. In Neustadt an
der Aisch ließ er achtzehn, in Bergel dreiundvierzig Rebellen enthaupten.
Von da zog er nach Rothenburg, wo die Ehrbarkeit bereits eine
Kontrerevolution gemacht und Stephan von Menzingen verhaftet hatte. Die
Rothenburger Kleinbürger und Plebejer mußten jetzt schwer dafür büßen, daß
sie sich den Bauern gegenüber so zweideutig benommen, daß sie ihnen bis ganz
zuletzt alle Hülfe abgeschlagen, daß sie in ihrem lokalbornierten Eigennutz
auf Unterdrückung der ländlichen Gewerbe zugunsten der städtischen Zünfte
bestanden und nur widerwillig die aus den Feudalleistungen der Bauern
fließenden städtischen Einkünfte aufgegeben hatten. Der Markgraf ließ ihrer
sechzehn köpfen, voran natürlich Menzingen. - Der Bischof von Würzburg
durchzog in gleicher Weise sein Gebiet, überall plündernd, verwüstend und
sengend. Er ließ auf seinem Siegeszug 256 Rebellen hinrichten und krönte
sein Werk, bei seiner Rückkehr nach Würzburg, durch die Enthauptung von noch
dreizehn Würzburgern.
Anmerkung zu "Gregor": Bei dem Namen dürfte es sich um einen Hör- bzw. Übertragungsfehler handeln. In einem Partikular der Zehntherrschaft Rieter (1560) erscheint ein Hans Schwarz, "Krieger genannt". Auch Superintendent Schmidt erwähnt in seiner Chronik einen "Krieger von Burgbernheim". Dieser Chronist berichtet weiter über Burgbernheimer als Agitatoren im Bauernkrieg: Demnach schrieben Uffenheimer in einem Entschuldigungsbrief (an Markgraf Kasimir) : ... dass die Burgbernheimer (mehrfach) fragen ließen, ob sie (die Uffenheimer) nicht auch zu den Bauern ziehen wollten.
Nach der Niederschlagung durch Markgraf Kasimir musste Burgbernheim 1200 Gulden Strafe zahlen