Ausgangspunkt
der Grenzbeschreibung ist das Dorf
Gallmersgarten (1), westlich von Burgbernheim gelegen. Von hier aus
führt die
Wildbanngrenze in etwa zehn Kilometer Luftlinie Richtung Süden,
ohne daß
bestimmte Grenzpunkte angesprochen werden, bis zu "Alberichsdale in
Einigenouua". Während letzteres (3) als Aidenau erklärbar
ist, bereitet
die Deutung des Wortes Alberichsdale (2) Schwierigkeiten. Moßner
nimmt hier eingehend Stellung und kommt auf Grund von
Wortvergleichungen zu dem Ergebnis, daß
mit dem Begriff "dale" eine Kiefer bzw. Föhre und mit Alberich ein
Personenname gemeint sein kann. Hiernach ist unter Alberichsdale in
Aidenau,
die, in der Landschaft weithin sichtbare, Alberichskiefer in der
Gemarkung
Aidenau zu verstehen. "Heilige Bäume" oder "Lachbäume"
sind in früher Zeit als freistehende Naturmerkmale öfters als
Erkennungspunkte
für Grenzen angegeben worden.
Die
Grenze des Wildbannes wendet sich wieder westwärts, nunmehr im Tal, nach
Hagenau (7) und von dort über Traisdorf (8) nach Breitenbrunnen (9).
...
Vom Grenzpunkt Breitenbrunnen an bildet eine Altstraße die Grenze des Wildbannbezirks. Sie verläuft auf dem Höhenrücken (10) oberhalb von Leipoldsberg bis zum Grenzpunkt Perenwarda (11). Die Erklärung dieses Wortes hat wegen seiner Vieldeutigkeit schon viel Mühe gekostet. Fraglich ist vor allem, ob es sich um eine Befestigungsanlage oder eine Wildwarte handelte. Die genaue Lage des Grenzpunktes kann hier dahingestellt bleiben, da die Wildbanngrenze weiter der Altstraße bis zur Gemarkung Bortenberg (12) folgt und als nächster Punkt wohl der Eichlberg (13) östlich von Eichholz in Betracht kommt. In dieser Gegend ist auch der in der Urkunde erwähnte Abstieg zur Aurach (14) zu suchen, wahrscheinlich die sog. „Heusteig". Jedenfalls verläßt hier die Wildbanngrenze den Höhenrücken und verläuft dann weiter nahe bei der Aurach bis hin zur Altmühl (15). Der Grenzpunkt an der Altmühl ist wohl bei der Weißenmühle zu suchen. Das Gebiet zwischen Eichholz und Weißenmühle ist gleichzeitig die Grenze zwischen Rangau und Sualafeldgau einerseits und zwischen Bistum Würzburg und Bistum Eichstätt andererseits.
Wir
treten den Rückweg an entlang der vermutlichen Wildbanngrenze. Die Urkunde
sagt: über die Altmühl nach „Ramesgarten" (16) und von da nach Auerbach
(17). Es ist jetzt also die Süd-Nord-Linie, vorbei an der Leutershausener Flur
und am heutigen Schloß der Herren von Eyb, früher Vogelsburg genannt. Während
Auerbach als Grenzpunkt unschwer zu lokalisieren ist, kann für den Grenzpunkt
„Ramesgarten" eine Festlegung hinsichtlich Ort und Eigenschaft nicht
eindeutig erfolgen.
...
Auerbach
ist der nach Ramesgarten nächste Grenzpunkt der Wildbannbeschreibung.
...
Von Auerbach geht die Wildbanngrenze weiter zum Eichenberg und von da nach Ober- bzw. Unterfelden (18), wobei als Eichenperg wohl der Höhenzug hinter dem Colmberger Schloß anzusehen ist. Ab dem Grenzpunkt Ober- bzw. Unterfelden wird die Altmühl selbst zur Wildbanngrenze bis nach Preuntsfelden (19), im Quellgebiet der Altmühl.
Nun führt uns die restliche Wildbannbegrenzung wieder zurück zum Ausgangspunkt. Erwähnt wird noch Weiler (20), ein Ortsteil des schon um 800 n. Chr. erwähnten Markt Bergel; weiter der Ort Nenthereshausen (21), der wohl schon früh in Kriegszeiten ganz abgegangen ist und daher nicht mehr genau festgelegt werden kann; schließlich der Irsberg südlich von Schwebheim (22) und dann Bergtshofen (23) als letzter Grenzpunkt vor dem Ausgangsort Gallmersgarten. (Siehe unten, Anmerkungen)
Die angeführte Wildbanngrenze beschreibt eine rund 90 Kilometer lange Strecke, die mit den obigen Ausführungen in ihrem ungefähren Verlauf aufgezeigt werden sollte.
Ohne
hier schon näher auf die Bedeutung der Wildbannurkunde für Leutershausen und
Umgebung einzugehen, kann doch anhand der Grenzbeschreibung festgestellt werden,
daß die Ortsbezeichnungen der Wildbanngrenze für die Kenntnis dieses Teils
unserer fränkischen Landschaft eine vorzügliche Hilfe sind. Sie geben ein
ziemlich klares Bild über den Stand der Siedlung in jener Zeit. Es ist also
keine Rede mehr von undurchdringlichen Wäldern, Sümpfen und menschenleeren
Gegenden. Der Fleiß der zahlreicher gewordenen Siedler hat diesen Teil der
fränkischen Landschaft in der Zeit zwischen etwa 650 und 1000 n. Chr. sehr
verwandelt. Schließlich konnten auch nur ganz ortskundige Leute, wohl vom
königlichen Verwaltungsamt Burgbernheim, so genau die Grenzen des Wildbannes
festlegen.
Anmerkungen zur
Grenzbeschreibung: Der Autor schließt sich der Interpretation Hermann
Moßners an: Die Grenze verlief von Preuntsfelden Richtung Hornau (das es damals
noch nicht gab), durch das "Hornauer Loch" den alten Passweg hinab, der nach Bergel führte. Dieser Weg
heißt in Burgbernheim heute noch Grenzweg. Marktbergel-Weiler war nicht
Eckpunkt, sondern "Fluchtpunkt" und gab die Richtung vor. Der
abgegangene Ort
Nenthereshusun befand sich am Fuß des Wolfshausrangens und war der nächste
Eckpunkt, wo die Grenze nach Norden abbog.
(Hermann Moßner, Lachen und andere Flurnamen an den Grenzen des zu Burgbernheim
und Leutershausen gehörigen Forstes. In: Die Linde, 1970 (mehrere Folgen)
Damit
deckt sich der
Grenzverlauf des Jahres 1000 in Burgbernheimer Ortsnähe genau mit der heutigen
Burgbernheimer Gemarkungsgrenze.
In alten Landkarten würzburgischer Provenienz nimmt der "Pernheimer Wald" eine zentrale
Stellung ein. "Bernheimer Wald" kann als
Synonym für die erst später so benannte Frankenhöhe angesehen werden.
Eine Frankenkarte des 16. Jh. mit dem zentralen "Pernheimer Wald"