Die Burgbernheimer Felsenkeller

Der Langskeller ist die letzte erhaltene Kellerwirtschaft, wobei der Begriff Keller auf die unterirdischen, einst zwölf Felsenkeller verweist, die von den hiesigen Bierbrauern zur Lagerung des Sommerbieres tief in den hier 12 bis 13 Meter mächtigen Schilfsandstein gegraben wurden. Ohne Maschineneinsatz führten billige Arbeitskräfte im Tag- oder Wochenlohn diese mühsame Arbeit aus.
Nur von den beiden zuletzt gegrabenen Kellern südlich der Steige ist die Entstehungszeit - 1811 und 1824 - bekannt (siehe unten).
Die früheste Erwähnung eines Felsenkellers in den Burgbernheimer Akten stammt aus dem Jahr 1735, er gehörte dem Lammswirt Kettler (heute Marktplatz 5).
Ihre Lage ist in dem Katasterplan (Bild 1) zu erkennen. Zehn befanden sich in der sogenannten Felsenkellerschlucht hinter dem Langskeller, davon vier auf der Nord-, sechs auf der Südseite.
Über die Kellerbesitzer informiert der Urkataster von 1835, wo stets vermerkt ist: "Ohne Anspruch auf die darüber liegende Fläche". Wir ergänzen die heutige Adresse.

Felsenkeller Lage
Bild 1: Lage der Felsenkeller (Ausschnitt aus dem Katasterplan.)
 Links die zehn Keller in der Felsenkellerschlucht unterhalb des Felsenkellerschlags. Zwei weitere Keller und ein Gebäude rechts der Steige (breite Straße rechts). Der schmale Weg ist der "Kniebrecher", der alte Anstieg auf die Frankenhöhe. Neben dem Weg sind die Gebäude der Silberfuchsfarm eingezeichnet. . Felsenkellerschlucht Nordseite:
Nr. 1: Friedrich Lang, Brauerei und Gasthaus zum Stern, Rodgasse 1
Nr. 2: Joh. Jakob Ratz, Brauerei und Gasthaus zum Goldenen Hirschen
Nr. 3: Joh. Gottfried Henninger, Bierbrauer u. Sonnenwirt, Windsheimer Str. 6
Nr. 4: Joh. Mich. Henninger, Bierbrauer und RoßwirtFelsenkellerschlucht Südseite:
Nr. 5: Joh. Mich. Henninger, Brauer und Metzgermeister, Rodgasse 6
Nr. 6: Joh. Gg. Schmidt,  Brauerei und Gasthaus zum Goldenen Engel
Nr. 7: Joh. Mich. Kilian, Brauerei und Gastwirtschaft zum Goldenen Lamm, Marktplatz 5
Nr. 8: Joh. Gg. Schmidt jun., Bierbrauer und Nußbaumwirt, Untere Kirchgasse 2, er stammte aus dem Goldenen Engel.
Nr. 9: Joh. Gg. Schneider, Brauer, Rothenburger Str. 4 (später Kornder)
Nr. 10: Johannes Wagenstell, Bierbrauer und Gastwirt (später zum Grünen Baum, Windsheimer Straße 8).
Die beiden Keller südlich der Steige gehörten:
Nr. 11: Joh. Karl Reutter, Bierbrauer, Gasthaus zum Adler, Marktplatz 2
Nr. 12: wie Nr. 5.
Ein tödlicher Unfall in einem Bayreuther Felsenkeller durch Erstickung führte 1811 zu einer Regierungsanfrage nach den Belüftungseinrichtungen. Von neun genannten Kellern konnte lediglich der Keller von Barthel Schmidts Wittib (Gasthaus Engel)  keinen Belüftungsschacht vorweisen. Der Belüftungsschacht von Keller 1 ist noch sichtbar.Es war naheliegend, im Sommer das kühle Bier gleich an Ort und Stelle auszuschenken. Darüber findet sich in den Akten des Stadtarchivs ein aufschlussreicher Schriftwechsel, der einen starken Konkurrenzkampf zwischen den Bierbrauern erkennen lässt:
Am 20. Juli 1825 schreibt Bierbrauer G.A. Reutter (Gasthaus Adler am Marktplatz) an den Magistrat: Bereits im Jahr 1811, wo er seinen Felsenkeller auf der hiesigen Steig habe graben lassen (Keller Nr. 11) …  wurde ihm versagt, das Gelände vor dem Keller zu cultivieren, Begründung: die hiesigen Bierbrauer wären damit nicht einverstanden … Da aber nun im vergangenen Jahr (1824) der Bierbrauer Michael Henninger (Rodgasse 6) die Erlaubnis erhalten hat, sich einen Felsenkeller in einiger Entfernung des seinigen zu graben (Keller Nr. 12)… wiederholt er seine Bitte, den Platz vor seinem Felsenkeller nutzen zu dürfen.
Eine Woche später am 29. Juli 1825, beschweren sich die Burgbernheimer Bierbrauer beim Magistrat: Der Bierbrauer Michael Henninger (Rodgasse) schenkt in dem bei seinem Felsenkeller gebauten Schankgebäude täglich Bier aus und veranstaltet dort Musik, wodurch sie sich in ihrem Geschäft geschädigt fühlen.
Am 9. August 1825 antwortet Bürgermeister Hartner: "Im Gegensatz zu Tanzmusikveranstaltungen im Ort erfordert eine Harmoniemusik an anderen Orten keine polizeiliche Genehmigung. Außerdem wurde schon öfters in den anderen Kellern Musik gemacht, so könne man auch dem Bierbrauer Henninger eine Harmoniemusik nicht verbieten … Glauben aber die hiesigen Gastwirte nur die geringste Parteilichkeit zu finden, so bleibt es ihnen unbenommen, sich an das königliche Landgericht zu wenden."
 

Im  Entwurf zu diesem Schreiben steht die weise Empfehlung: "Die Bierbrauer sollten bei ihren beisammen liegenden Felsenkellern gemeinschaftlich bessere Einrichtung als Henninger errichten, evtl. am Waldrand am Hang, und wer das bessere Bier ausschenkt, würde das Geschäft machen."Über die Anfänge der Bewirtschaftung des Langskellers informiert folgender Schriftwechsel:
17. April 1866 Bierbrauer Gg. Doeller (von 1856-1876 auf dem Anwesen Lang, Gasthaus und Brauerei zum Stern, Rodgasse 1) an den Magistrat: "Ich beabsichtige auf meinem Felsenkeller eine Sommerwirtschaft zu betreiben und zur Aufbewahrung der Schenkgeräthe ein entsprechendes Lokal von geringem Umfange am Saum des Gemeindewaldes gegen den Bahnhof herzustellen." Eine Woche später ergänzt er "Bekanntlich sind die sämtlichen hiesigen Bierbrauer und Wirthe begünstigt, auf ihren Felsenkellern die Sommerwirtschaft auszuüben ..." Der Bau wird gegen eine jährliche Pacht von 40 Gulden genehmigt, die der Bierbrauer erfolgreich auf 20 Gulden herunterhandelt. Nun kommt Protest auf: Wildbadpächter Leidig fürchtet die Konkurrenz, seine Wirtschaft leide bereits durch die Bahnhofswirtschaft. Auch die anderen Kellerbesitzer planen eine gemeinsame Kellerwirtschaft, können sich aber offensichtlich nicht einigen.
Weiteren Streit löst die Vergrößerung des Langschen Felsenkellers aus. Am 15. Januar 1878 zeigt Hirschenwirt und Bierbrauer Peter Ratz dem Magistrat an: "Der Bierbrauer Friedrich Lang, welcher bekanntlich seine Felsenkeller neben dem meinigen liegen hat, ist gegenwärtig im Begriffe, seinen Keller nach links zu vergrößern und durchquert ... [meinen] Keller." Weil die Felsstruktur eine Verlängerung geradeaus nicht erlaubte, hat Lang seinen Keller rechtwinklig nach links verlängert. Am 26. Nov. 1880 schreibt Lang: "Schon mein Vater hat in den Jahren 1856 - 57 den jetzt in meinem Besitz befindlichen Keller um ca. 30 bis 36 Fuß verlängert."
Nun wollen auch die anderen Kellerbesitzer verlängern. Maurermeister Michael Hoffmann fertigt einen Situationsplan mit Iststand und Erweiterungsmöglichkeiten (s. Bild 2).  height=Der Plan zeigt, wie es im Felsgestein auf der Nordseite aussah.

Von rechts: Nr. 1, Keller des Herrn Lang: nach einem 34 m langen geraden Gang schließt rechtwinklig ein 27 m langer Quergang an, in dessen Verlängerung ein schräg nach hinten gehender Gang den Vermerk trägt: "kann neu gegraben werden".
Nr. 2, Keller  des Herrn Ratz (Hirschenwirt) mit mehreren Seitengängen.
Nr. 3. Keller des Herrn Gundel (Sonnenwirt) und schließlich Nr. 4. Keller des Herrn Mayer (Roßwirt). Die Quergänge am Ende tragen alle wie bei Keller 1 den Vermerk "kann neu gegraben werden". Der Eingang zu letzterem liegt einige Meter höher als die anderen.
Über die Keller auf der gegenüberliegenden Seite gibt es keine Pläne.
1912 berichtet das Protokollbuch des Verschönerungsvereins: "Wege und Staffeln machen am Dietz- und Henningerskeller, Weg vom Langs- zum Dietzkeller". (Der Dietzkeller hat die Nr. 10 und war vermutlich der unterste auf der Südseite.) Weiter: Am 26.6.12 hielt der Gastwirtsvereins Ansbach im Dietz-Keller ein Kellerfest mit Konzert der Kapelle Hartner.
Mit dem Ende der Brauereien im 1. Weltkrieg kam auch das Ende der meisten Felsenkeller.
Am 17. Januar 1923 erklärt Gastwirt Konrad Dietz: "Ich verzichte hiemit auf das Recht meines Felsenkellers ..."
Doch am 23. Mai 1929  erklärt Fritz Lang: ... "daß ich den Felsenkeller, der nachweisbar seit 1849 und vielleicht noch länger von meinem Hause betrieben wird, unter den bisherigen Bedingungen behalte und durch mein Personal bewirtschafte."
Erhalten blieben die Keller Nr. 1, 2, 11 und 12. Sie dienten im April 1945, als die Amerikaner einrückten und Kampfhandlungen zu befürchten waren,  der Bevölkerung als Schutzräume, teilweise gleichzeitig der Wehrmacht als Gefechtsstände.
Neben dem Langskeller wurden die Keller 11 (Fischer) und 12 (Henninger) noch einige Jahrzehnte nach Kriegsende bewirtschaftet.
Keller 2 wurde zuletzt vom Obst- und Gartenbauverein zur Obstlagerung genutzt und ist heute, wie Keller 3 Fledermausreservat. Die übrigen Keller verfielen rasch, dienten als Steinbruch, bis sie verschlossen wurden.
Quellen:  Stadtarchiv Burgbernheim, Registratur Ordner 91/913 und A 3163.